Donnerstag, 19. April 2012

Astrid Seehaus - Tod im Eichfeld

Gezwungenermaßen musste ich mir dieses Buch anschaffen und habe es mit Entsetzen und Unglauben durchgelesen.

Dazu sei vorab gesagt, dass das der erste Kriminalroman der Kinderbuchautorin Astrid Seehaus ist.

Schon das Cover des Buches spricht nicht gerade für Qualität. Diese nahezu lächerliche Photoshoparbeit hätte jeder Teenager mit Übung besser ausgearbeitet. Hier kann der in meinen Augen überhöhte Preis von 12 € nicht herrühren.

Der Schauplatz ist das Eichsfeld, ein Gebiet zwischen Heiligenstadt und Göttingen und die Autorin präsentiert uns die Bewohner der beschaulichen Dörferlandschaft als geizige Pädophile, verkappte Homosexuelle, lemmingartige Kirchengänger, zum Alkohol und Inzest neigende, geschwätzige Menschen und verbitterte Kommunisten. Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich das Bild ist, dass man vom Eichsfeld bekommen sollte! Hier wird so ziemlich jedes Klischee nicht nur bedient, sondern auch wie das Schaf auf der Schlachtbank ausgeschlachtet und bis ins Kleinste verwertet. Regelmäßige Leser meines Blogs wissen, dass diese Metapher ein Ausdruck übermäßigen Ekels meinerseits ist.

Auf 200 Seiten bekommt der Leser nun eine Vielzahl an Charakteren geboten, die vorhersehbarer handeln als eine Einschienenbahn. Auch die vielen Sprünge der Erzählperspektive, die oftmals mitten im Text unvorhersehbar und ohne Absatz passieren, sind nicht nur verwirrend, sondern zeigen auch deutlich das mangelnde Konzept - oder Talent - der Autorin. Zudem hoffe ich natürlich, dass sie sich in ihren Kinderbüchern weniger Rechtschreib- und Zeichenfehler leistet. Von weiterer Erläuterung mangelhafter Grammatik und subjektiv gesprochen schlechtem Stil sei an dieser Stelle abgesehen.

Die Autorin hätte zudem gut daran getan, einen Blick ins Internet zu wagen um zu erfahren, was tatsächlich mit den Gesichtszügen nach dem Tod passiert, wäre dieser peinliche Fauxpas, dass das Gesicht des Ermordeten nach dem Tod noch "erschrocken und verärgert" aussah nicht hinzugekommen. Nebenbei gefragt: Darf man denn im Todeskampf als Opfer eines Gewaltverbrechens nicht erschrocken oder verärgert sein?

Ebenso hätte eine Sensibilisierung mit dem Thema "Kindesmisshandlung durch ein Familienmitglied" sicherlich zu einer realistischeren Darstellung der vom Vater misshandelten Tochter geführt. Sicher präsentiert sie diese anders als andere Charaktere, aber die Frau weist typische und aufgrund des leider schon abgedroschenen Themas klischeehafte Merkmale auf. Auf diesen Zug eines mittlerweile breitgetretenen Tabus aufzuspringen war nicht nur gefährlich, sondern im Nachhinein nicht die beste Entscheidung.

Über den Inhalt möchte ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten, denn da Frau Seehaus mit diesem Buch den Begriff "subtile Andeutung" so in sich verkehrt und somit als Gegenteil definiert hat, würde ich Gefahr laufen, durch eine Bemerkung womöglich noch den gesamten Hergang des Romans zu verraten. Schließlich wäre das bei den so überaus geschickt eingebauten und realistisch ablaufenden Spannungsbögen überaus Schade. Doch Sarkasmus beiseite. Tatsächlich schafft es die Autorin, dass sich wie aus dem Nichts Spannungs-"bögen" auftun, die dann beinahe sofort im Klimax enden und ebenso schnell abklingen, wonach die Handlung prompt wie zuvor weiterläuft.

Ebenfalls bezeichnend für die Sprunghaftigkeit der Autorin sind die spontanen Aus- und Einblenden in die Szene, wobei sie den Leser am Anfang des Buches nur zu gerne ohne vorherige Erklärungen in die Szene "schmeißt", kurz jemanden oder etwas präsentiert und dann gleich weiterschleudert. Das Vorgehen erinnert somit mehr an das Drehbuch eines amerikanischen Films.

An dieser Stelle fallen mir noch unendliche weitere Kritikpunkte ein, doch ich möchte meine Zeit nicht weiter damit zubringen, mich über dieses Buch auszulassen. Das Buch ist selbst für einen Erstlingsroman sehr schwach und wird sich meiner Meinung nach auf dem Markt kaum durchsetzen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen