Mittwoch, 25. April 2012

Ist Fernsehen nicht langsam anachronistisch?

Über diese Frage haben mein Lebensgefährte und ich schon viele Stunden diskutiert, denn für viele unserer Generation und auch unter den jetzigen Teenagern stellt das Fernsehen nur noch eine Begleiterscheinung neben dem Surfen im Internet dar.

Ich selbst muss ja gestehen, dass ich immer mehr dazu neige - wenn ich überhaupt einmal den Fernseher einschalte - auf öffentlich-rechtliches Programm umzuschalten. Zum einen laufen dort wesentlich interessantere Berichte als die beliebten Scripted Dokus auf den Privatsendern, zum anderen ist aber auch der Fremdschämenfaktor wesentlich niedriger! Wenn ich mir Sendungen, die vermeintlich Wissen oder soziale Kultur prägen sollen im privaten Fernsehen anschaue, dann schüttelt es mich. Gut, Boulevardsendungen, die über den neusten Promitratsch erzählen sind unnötig aber sehr beliebt. Mich persönlich interessiert es seit dem Teenageralter nicht mehr, wer mit wem wann was gemacht hat, aber ich glaube, dafür werden diese Sendungen auch gemacht, denn warum sonst laufen Taff und Co. immer schon nachmittags?

Aber auch die vermeintlichen Wissensmagazine füllen ihre Lücken einfach mit gefährlichem Halbwissen oder besser noch, sie kombinieren einfach zwei alte Berichte zu ähnlichen Themen und verkaufen das dann als neu. Nein danke!

Aber auch die öffentlich-rechtlichen Sender sind da nicht viel besser. Denn hier heißt es: egal wie altbacken und vorsintflutlich unsere Meinung oder unser Bericht ist, wir senden trotzdem. Und wenn wir nicht genau recherchieren wollen/können? Egal! Unsere Zuschauer (man bedenke die Altersgruppe) verstehen eh kaum ein Wort und ein wenig Angst und Hetze bieten Quote! Da können sie sich die Hand reichen.  Doch ich möchte mich ungern für meine Gebühren anlügen lassen. 

Tatsache ist, dass gerade in Sachen Internet auf den öffentlich-rechtlichen Sendern viel gelogen und getrickst wird. Schließlich tut ein wenig Angstmacherei vor dem großen Feind, dem Internet doch immer wieder gut. Ja, ich sehe das Internet als eine Bedrohung für das Fernsehen, denn wie oben erwähnt, wollen wir nicht mehr einfach stumpfsinnig vor dem Kasten sitzen und uns berieseln lassen, uns sogar vorschreiben lassen, wann wir auf die Toilette gehen oder uns den nächsten Snack holen dürfen, nein, wir wollen mitmachen! Interaktiv ist die Unterhaltung von heute. Da hat das Fernsehen leider nicht viel zu bieten.

Ja ich weiß, dass viele Sender jetzt irgendwelche Onlineangebote zum life miterleben auf ihren Seiten anbieten, doch das ist uns noch zu wenig, denn da können wir ja auch nur wieder mehr sehen. Nein, wir schauen uns nicht gerne eine Sendung oder Dokumentation an, hinter der auch nur wieder Menschen stehen, die auch nur wieder eine Meinung vertreten, selbst bei aller Objektivität. Wir suchen, schnüffeln und recherchieren lieber selbst im Internet und lesen uns die Meinungen einer ganzen Community durch und bilden uns so eine Meinung. Dann berichten wir - so wie ich gerade hinter den Bildschirmen - über das Gesehene, Gehörte und Erlebte.

Auch interessieren wir uns längst nicht mehr, was uns das Fernsehen als interessant verkaufen will, wir suchen uns unsere "Stars" selbst aus. Auf Youtube, in Blogs oder auf sonstigen Seiten im Internet finden Menschen mit echten Talenten Gehör und werden durch direktes Feedback beachtet.

Doch das ist dem Fernsehen sicherlich ein Dorn im Auge und doch müssen sie mitspielen. Das Leben ist jetzt digital und findet nicht mehr nur vor der Glotze statt. Vielmehr entwickeln wir durch unseren Wohlstand viel mehr Möglichkeiten und Interessen, sogar komplett neue Interessengebiete tun sich in Communitys auf. Dass da ein flimmernder Apparat, der mir auch noch vorschreiben will, was ich zu schauen habe und wann ich pausieren kann, nicht mithalten kann, steht außer Frage.

Sicherlich ist es auch für viele älterer Jahrgänge mehr als schmerzlich, dass unsere jüngere Generation sich mit dem Thema "online" viel besser auskennt. Jetzt kommt nicht mehr mit dem Alter die Weisheit, sondern die Jugend ist der Schlüssel. Eine befremdliche Situation, doch auf längere Sicht wird das Fernsehen sich umstrukturieren müssen, um nicht mehr als nur eine Randnotiz, ein Hintergrundflimmern in unserem Leben zu sein. Da werden allerdings einwöchige Angebote des Onlinestreamings bestimmter Serien nicht ausreichen.

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Es ist jetzt 23:40 Uhr, Korrektur kommt morgen ^^

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